Danke Julia!

Da ich Verfechter einer Anerkennungs- und Dankeskultur bin, auch in Parteien, die folgenden Zeilen zum heutigen Austritt von Julia Seeliger bei uns Grünen:

Liebe Julia,

Julia bei einer GJ BuVo-Klausur 2005 in der Kommune Niederkaufungen mit Schläppi

Julia bei einer GJ BuVo-Klausur 2005 in der Kommune Niederkaufungen mit Schläppi

Du hast heute deinen Austritt bei uns Grünen bekannt gegeben. Wie du schreibst, hat es dir beruflich geschadet als „Grüne Politikerin“ verstanden, bezeichnet und vermutlich auch manchmal beschimpft zu werden. Als Journalistin, die politisch ist, ist der Vorwurf und die Unterstellung parteipolitisch zu sein, ggf. sogar so zu handeln, nicht ertragbar und damit auch kaum hinnehmbar. Ich zolle dieser Entscheidung meinen Respekt, finde sie persönlich sehr schade, aber auf der anderen Seite ist es für dich selber vermutlich die beste Lösung. Ich kenne dich seit acht Jahren, wir hatten viele lustige Momente miteinander, haben uns gegenseitig angezickt und du hast gerne auch mal gepöbelt, auch lauthals gegen mich. Wenn man dich kennt, verzeiht man dir sowas aber gerne.

Wir haben Aktionen bestritten, sei es in komischen Pinguinen, Aufkleb-Tattoos auf nem Festival verteilt, sind in nem Vito gefahren, der so verdreckt war, dass es mich noch heute wundert das Europcar ihn anstandslos zurückgenommen hat. Haben zusammen im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND gesessen, wurden im Dezember 2006 in die grüne „Parteispitze“ gewählt, du in den Parteirat, ich in den Bundesvorstand.

Julia, du hast gekämpft das Grüne wie junggrüne Politik den Wert der Selbstbestimmung fördert und nicht verliert, bei der Drogen- und Netzpolitik und auch in anderen Bereichen. Wir haben gemeinsam netzpolitische Fragen diskutiert und vorangetrieben zu einer Zeit, als viele Leute noch dachten, Netzpolitik hat was mit Stromtrassen und Gasleitungen zu tun. Du hast in einer Zeit wo die Grünen sich neu gefunden haben, nach sieben Jahren rot-grüner Regierungsarbeit, nicht nur Farbe sondern auch manch neuen Ton in Debatten gebracht. Damit bist du vielen Leuten auf die Nerven gegangen, manchmal zu Recht, vieles war aber richtig. Ich könnte noch viele weitere Punkte aufführen, möchte aber eigentlich nur Danke sagen. Ich weiß du bleibst der Politik verbunden, nicht mit nem Parteibuch in der Hand (gibt’s eh nicht bei uns Grünen), sondern als politischer Mensch, die gut schreibt, Debatten anstoßen will und sich nicht zu fein ist, für ihre Meinung und die Rechte anderer auf die Straße zu gehen, sich da auch mal hinzusetzen und notfalls dort auch zu schlafen.

Darum: Danke Julia!

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