Zocken alleine reicht nicht aus

Auch wenn es lobenswert ist, Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Bundestages die digitale Spielkultur näher zu bringen und eine LAN-Party im Bundestag zu veranstalten, wie jetzt von Dorothee Bär, Jimmy Schulz und Manuel Höferlin vorgeschlagen, so greift der Vorschlag doch zu kurz.

Denn statt sich dadurch vor allem der populisitischen Diskussion über das Für und Wider zu widmen, sollte lieber endlich konkrete Politik betrieben werden, gerade auch von der Bundesregierung und den Regierungsfraktionen. Es gibt genug politische Baustellen beim Thema Computerspiele:

  • Eine Reform des Deutschen Computerspielpreises ist nach der diesjährigen Farce bereits im zweiten Jahr unumgänglich und sollte auch durch einen personellen Wechsel an der Spitze und in der Jury generell begleitet werden.
  • Die Förderung der hiesigen Branche wurde verschlafen. Es fehlt sowohl an entsprechenden Programmen der Medienförderung als auch an einer konsequenten Stärkung des Fachkräfteausbildung. Das deutsche Studios im Ausland Standorte aufbauen, weil hier die Fachkräfte Mangelware sind, ist ein deutliches Zeichen. Es gibt keinen politischen Ansatz dies zu verändern und es scheint sogar an manchen Stellen der politische Wille dazu zu fehlen.
  • Millionen Menschen spielen in Deutschland Computerspiele. Sei es am Rechner daheim, unterwegs auf dem Handy, auf der Konsole im Wohnzimmer oder im Browser. Diese Realität wird politisch nicht abgebildet. Aufkommende Probleme beim Verbraucherschutz sind im entsprechenden Ministerium anscheinend unbekannt. Dabei besteht ein großes Risiko. Ungeklärte Fragen oder anrüchige Praktiken werden zum Nachteil der Spielerinnen und Spieler ausgestaltet. Abofallen entstehen, Online-Währungen können nicht zurückgetauscht werden und ein Weiterverkauf von Spielen und Zubehör wird immer schwerer.

Das sind drei Beispiele wo politisch gehandelt werden muss. Viele andere Fragen haben ähnliche Dringlichkeit, sei es der Aufbau einer Stiftung zur Stärkung der Wahrnehmung von Computerspielen, der Umgang beim Jugendmedienschutz, gerade auch online, oder die weiterhin nur selten stattfindende wissenschaftliche Begleitung der hiesigen Spielerszene und des Kultur- und Wirtschaftsguts Computerspiele. Wenn diese Themen abgearbeitet sind, kann man sich auch die Zeit nehmen eine LAN-Party im Bundestag zu veranstalten, sich damit aber zu begnügen ist das falsche Signal.

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