Computerspielpreis darf nicht zur Farce werden!

29.04.2010: Zur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises erklärt Malte Spitz, Mitglied des Bundesvorstandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

„Computerspiele sind heute Teil unserer Kultur. Sie gehören einer vielfältigen Spielkultur ebenso an wie unserer Alltagskultur. Sie sind Bestandteil des Lebens von Millionen Menschen. Schülerinnen und Schüler nutzen die Spiele zum Lernen in den Schulen, Mittdreißiger zum abendlichen Entspannen oder ältere Menschen zum Herantasten an das ,neue Medium‘. Die Anerkennung durch einen eigenen Preis ist daher richtig und wichtig. Der Preis darf aber nicht durch die politische Einflussnahme zur Farce werden und an der Lebenswirklichkeit von Spielerinnen und Spielern vorbeigehen.

Teile der Politik und andere gesellschaftliche Akteure reagieren immer noch feindselig auf das Thema Computerspiele. Statt wie in anderen Kulturdebatten auch die offene kritische Diskussion mit den Akteuren zu führen, wird in wiederkehrender Regelmäßigkeit nur auf die ,Killerspiele‘-Debatte abgehoben. Dieses Verhalten macht deutlich, wie viel Unwissenheit noch immer beim Thema Computerspiele vorherrscht. Die jetzt öffentlich gewordene Einflussnahme auf die Jury, maßgeblich von Seiten der Politik aber auch von Teilen der Computerspielwirtschaft, zeigt, wie fragil das Konstrukt Computerspielpreis ist. Wird der jetzige Kurs fortgesetzt, wird der Preis seinem Zweck, gute und kreative Spiele zu fördern, nicht mehr gerecht.

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Computerspiele ein Kulturgut der digitalen Gesellschaft. Wir wollen die ehrliche und kritische Diskussion um Computerspiele voranbringen und nichts schönreden. Dafür bedarf es einer vielseitigen Forschung zum Thema Computerspiele. Damit einher gehen muss die Stärkung der Medienkompetenz in der Bevölkerung. Denn Wissen ist auch hier der beste Schutz vor Missbrauch. Wir wollen Computerspiele mit Qualität und Kreativität. Dazu kann die heutige Preisverleihung einen Beitrag leisten. Aber nur, wenn die Jury frei von machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen entscheiden kann.“

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