Games Convention: Koalition verzockt sich

19.08.2008: Zur am Donnerstag beginnenden Games Convention in Leipzig erklären Grietje Staffelt, medienpolitische Sprecherin, und Malte Spitz, Mitglied des Bundesvorstandes:

Wir begrüßen die Games Convention in Leipzig. Wieder einmal richtet Deutschland die europäische Leitmesse in Sachen Computerspiele aus. Das zeigt: Computerspiele sind bei uns zu einem wichtigen Wirtschafts- und Kulturgut avanciert.

Doch trotz aller Beliebtheit hat die Branche in Deutschland mit gravierenden Problemen zu kämpfen. Und die Regierungskoalition lässt sie im Stich. Mit viel Tamtam lobt sie einen Computerspielepreis aus, der den Staat jährlich 300.000 Euro kosten wird. Das Geld wäre an anderer Stelle besser investiert. Denn schon jetzt droht Deutschlands Computerspielbranche den internationalen Anschluss zu verlieren. Das Gegenteil von gut ist eben gut gemeint.

Die große Koalition hat Computerspiele noch immer nicht als eigenständiges künstlerisches Medium verstanden. Stattdessen kopiert sie einfach den Deutschen Filmpreis. Die Plätze in der Jury sollen zudem personen- anstatt amtsbezogen besetzt werden. Statt eine unabhängige Jury zu schaffen, geht es wieder um Pöstchenschieberei.

Wir wollen, dass Deutschland an der Zukunftsbranche teilhat. Deshalb sollte die Koalition lieber den akuten Fachkräftemangel der Branche bekämpfen, anstatt mit viel PR Computerspielepreise zu verteilen. Wo keine Spieleentwickler sind, kann es auch keine Spiele geben. Deshalb braucht es gezielte Aus- und Weiterbildungsinitiativen. Außerdem müssen vor allem die kleinen Spieleentwicklerinnen und -entwickler finanziell gefördert werden, damit ihre kreativen Ideen am Markt eine Chance haben. Dies zeigt besonders der aktuelle Trend hin zu Online-Spielen, wo schnell neue Märkte erschlossen werden und auch kleinere Unternehmen Fuß fassen können.

Wir wollen ein Qualitätssiegel für hochwertige Computerspiele. Damit sollen pädagogisch wertvolle, besonders anspruchsvolle oder lehrreiche Spiele gekennzeichnet werden. Aber auch besonders nachhaltige Spiele, wie die, die auf- und abwärtskompatibel sind oder Spielkonsolen, die einen geringen und effizienten Energieverbrauch aufweisen, sollen ein Siegel erhalten können.

Die Koalition muss endlich aufwachen und die strukturellen Probleme der Branche angehen, die sie bisher standhaft ignoriert.

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